Soziale Phobie - krankhafte Angst vor der Blamage

Hypnose bei Sozialer Phobie

Jeder zehnte Jugendliche leidet an einer sozialen Phobie - Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen. Viele ziehen sich von ihren Freunden zurück. Das Leiden kann sogar zu Depressionen führen.

Partys sind für Peter eien Qual. Die meiste Zeit der 25-jährige zu Hause in seinem Hobbyraum. Auf andere Menschen geht er nur selten zu, und wenn ihn jemand unerAlleinewartet anspricht, wird er schnell rot. "Wenn ich dann doch einmal auf eine Party gehe, sitze ich meist allein in einer Ecke und hoffe, dass die Feier bald zu Ende ist", berichtet er im Forum der Website sozphobie.de.

Peter leidet an Sozialer Phobie - der Angst oder Scham, auf andere Menschen zuzugehen und sich vor ihnen zu blamieren.

Annette Stefini vom Universitätsklinikum im süddeutschen Heidelberg verweist auf Studien, wonach fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung die Kriterien für eine Sozial Phobie erfüllen. Damit sei diese Störung eine der häufigsten Erkrankungen übher die gesamte Lebensspanne, betont die Psychologin. Neue Studien, die Judendliche und l^junge Erwachsaene zwischen 14 und 20 Jhren untersuchten, zeigten, dass mehr als jeder zehnte Jugendliche unter einer Sozialen Phobie leide. Junge Frauen seien doppelt so häufig betroffen wie junge Männer.

Erröten, schwitzen, zittern

Gemeinsam ist allen Betroffenen, dass sie "überzeugt davon sind, dass ihr Auftreten oder sichtbare körperliche Symptome wie Erröten, Schwitzen oder Zittern von anderen Menschen als Versagen oder Blamage bewertet werden", sagt Stefini. Die Angstreaktionen seien häufig begleitet von körperlichen Symptomen wie intensives Herzklopfen, Übelkeit, Durchfall oder Muskelanspannung.

Johannes Peter Wolters kennt diese Symptome. Auch er bezeichnet sich als Sozialphobiker. Der 60-Jährige ist Mediziner und hat vor fünf Jahren den deutschen Bundesverband der Selbsthilfe Soziale Phobie und Schüchternheit gegründet. Die Geschichten der vielen Sozialphobiker, die Wolters kennengelernt hat, zeigen, dass die Angststörung in jedem Alter auftreten kann. "Manche durchleben die Soziale Phobie als Durchgangsstation, etwa während der Pubertät", sagt Wolters.

Andere würden mitten im Berufsleben damit konfrontiert - wie er selbst. "Im Rückblick aber sehe ich mich schon im Kindergartenalter an vielen Stellen ängstlich", so der 60-Jährige. Erst später seien die für Souiale Phobie typischen ständigen Selbstzweifel zu einem Problem geworden. "Was denken die anderen über mich? Habe ich mich wieder mal blamiert? War ich zu still? Solche Gedanken zermürben mit der Zeit."

Viele Gesichter

Für Psychologin Stefini hat die Soziale Phobie viele Gesichter. "Ein Teil ist Veranlagung wie Schüchternheit, ein anderer Aspekt ist sicher das Lernen am Modell, denn sozial ängsADStliche Eltern geben das entsprechende Rollenbeispiel weiter", erklärt Stefini. Oft habe die Angststörung weitere gesundheitliche Probleme zur Folge wie Depressionen oder auch Alkohol- oder eine andere Suchtabhängigkeit. Um nicht in diesen Strudel aus Selbstzweifel und Verunsicherung zu geraten, vermeiden Sozialphobiker Angst auslösende Situationen. "Das kann dazu führen, dass sich die Betroffenen aus sozialen Beziehungen zurückziehen, keine Partnerschaften eingehen oder beruflichen Anforderungssituationen aus dem Weg gehen."

Kurzeittherapien können helfen

Professionelle Hilfe ist der Expertin zufolge dann nötig, "wenn der Betroffene untre deutlichen Einschränkungen in seinem Leben leidet" - wenn ein Erwachsener aufgrund seiner Ängste bestimmte Anforderungen in seinem Beruf nicht erfüllen kann oder wenn ein Jugendlicher dadurch, dass er es nicht schaffe, Referate in der Schule zu halten, schlechte Noten bekommt.

(Aus Die Südostschweiz/Samstag, 1.12.12)